Beerdigungen

 

Obwohl die Euther dank ihres starken Glaubens ihre Verstorbenen sicher am Hof der Götter wissen so bleibt doch die Trauer um den Verlust bestehen. Und so gilt die Zeremonie um den Tod auch weniger dem Verstorbenen und seinem Leben nach dem Tod als vielmehr der Trauerbewältigung der Zurückgebliebenen.


Die Totenrede: Amabea - Amabea bringt - Amabea gewährt - Amabea beendet - den großen Kreislauf allen Lebens - der Tod trägt die Seele durch Feuer, Stein und Luft - über Wasser und Erde - unter der Sonne - gegen den Wind - Leben wird zu Tod - Amabea

  • Der Tote wird für eine Nacht im Zimmer des Grames aufgebahrt, in dieser Nacht steht die Tür des Hauses jedem offen, der Abschied nehmen möchte. Gegenstände, die der Tote im Laufe seinem Lebens im Zimmer des Grames abgelegt hat, werden nicht mit ihm begraben, die Hinterbliebenen bestimmen über deren Verwendungszweck.
  • Der Tote wird nicht in einem Sarg bestattet, vielmehr wird der Körper in schwarzes Tuch gehüllt, es gibt keine Grabbeigaben. Der Tote wird in schwarzer Kleidung begraben.
  • Die Bestattung findet auf dem Friedhof statt, aber es gibt keinen Trauerzug, vielmehr begleitet jeder die Leichenträger, der sich der Trauer gewachsen fühlt, denn auf diesem Gang darf nicht geweint werden. Und so vermeiden viele Hinterbliebenen es, an diesem Tag den Friedhof zu besuchen, häufig sieht man noch viele Wochen danach Trauernde, die sich am Grabstein einfinden und einander Trost spenden. Ein Jahr lang, so der Glaube, hilft der Besuch des Grabes der Seele zu heilen.
  • Die Begräbniszeremonie wird von einem Priester des Amabea geleitet, viele der Trauernden suchen hinterher noch häufig diesen Priester im Tempel auf. Es wird keine Rede auf die Heldentaten des Toten gehalten, über sein Leben und Wirken, vielmehr ist es immer die gleiche Totenrede, die gehalten wird. Die Worte, die in den ersten Tagen nach dem Begräbnis häufig als Begrüßung der Hinterbliebenen benutzt werden um seine Anteilnahme auszudrücken.
  • Fast jeder Besucher läßt einen Stein aus dem Euther Steinbruch zurück, in den der Name des Verstorbenen oder eines der Worte des alten Euther Dialekts für Trauer oder Verlust (Luto, Lastima, Falta, Perda) eingraviert ist. Der ersten Steine sind stets die beiden Hochzeitssteine. Niemand räumt diese Steine von den Gräbern, irgendwann sind sie einfach verschwunden.
  • Es ist üblich ein halbes Jahr in Trauer zu gehen, das heisst schwarz zu tragen.