Der Ritterschlag

 

Ihr habt die Nacht mit den anderen Ritteranwärten in der Burg hoch oben über Euth verbracht, ein Tag der Enthaltsamkeit und die Nacht der Wache liegen hinter euch. Ihr tragt die langen Roben der Aspiranten und dann beginnt die lange Prozession den Berg hinab. Euch voran schreitet Mercato Usado, Meister der bleibenden Ritter.

Viele Ritter, die zur Zeit in der Stadt weilen, haben sich dem Zug angeschlossen, der nun den Tempel erreicht. Als ihr ihn betretet stockt euch für einen Augenblick der Atem, nicht nur ist der große Tempel bis auf den letzten Platz gefüllt, auch alle Kerzen sind entzündet und das Sonnenlicht spiegelt sich in unzähligen aufgestellten Wasserschalen auf den Altären.

Es geht die Treppenstufen hinab zur Gruft, die von der Pforte, Tanator genannt, bewacht wird und deren Schlichtheit erst auf den zweiten Blick zu erkennen gibt, dass sie aus Drurin besteht. Und auch euch stellt das Tor die Frage, das sie seitdem es den Tempel gibt jedem stellt, der sie zu durchschreiten begehrt: „Welcher Ritter, Knappe oder Priester begehrt den Stab zu sehen? Sprich frei heraus, da du nichts zu verbergen hast.“ Und für jeden von euch öffnet sich das Tor lautlos und euch kommt die Ehre zuteil, das letzte heilige Artefakt zu sehen, das den Orden geblieben ist, denn Kelch, Pentakel und Schwert sind schon vor langer Zeit verschollen. Doch der heilige Stab ruht hier, seine Präsenz füllt den Raum während ihr mit einer kurzen Verbeugung euer Leben dem Stab weiht.


Wieder oben im Tempel angekommen steht am Altar Amabeas, ganz in weiß gekleidet, Utharin Egoas, der Meister des Ordens, dem der Stab überreicht wird. Und nun ist es soweit. Einer nach dem anderen tretet ihr vor, und werdet von dem Meister der Meister gefragt: „Wenn es denn Euer Wille und Entschluss ist, hier und jetzt, vor Euth, dem Orden und den Göttern zu schwören, fortan dem Stab und somit den Orden und den Hügelstätten zu dienen, so sprecht mir nach:


Ich stehe hier im Angesicht der Götter

Im Tempel des Friedens, der Freiheit und der Gerechtigkeit

In ihrem Angesicht schwöre ich

Die Regeln der Ritterschaft zu bewahren

Und das meiner Mitmenschen zu fördern

Auf das ich eines Tages ehrenvoll und ruhmreich

An der Seite meiner ritterlichen Brüder

Amabea in die letzte Schlacht folgen kann.

 

Und noch während ihr die letzten Worte sprecht spürt ihr die Berührung Utharins mit dem Stab auf eurem Kopf, schwer und lebendig. Ihr erhebt euch langsam und nun weicht die Stille im Tempel einem leisen Gemurmel, welches nach und nach zu einem einzigen Hochruf aufbrandet. Ein jeder erhält nun das Amulett des Ordens und den Umhang mit den Farben des Ordens.